Hausgeschichte Weinbergstraße 3

Die Geschichte des Hauses beginnt im zweiten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts. Damals hatten die Stadtväter mit zwei Problemen zu kämpfen. Denn zunächst stieg die Zahl der Bevölkerung an und gleichzeitig hatte die Stadtmauer ihre ursprüngliche Schutz- und Trutzfunktion verloren. Die Stadtmauertürme wurden für Wohnzwecke umgebaut. In der heutigen Stadtmauergasse erteilte man die ersten Baugenehmigungen und legte so den Grundstein für ihr nunmehriges typische Aussehen.

Daraus folgernd verkaufte die Stadt Schwandorf den öden und freien Platz vor dem Regensburger Tor gen Berg gelegen als Bauplatz. Das Anwesen das hier entstand, gehörte zum Regensburger Viertel und auch später noch „postalisch“ zur Regensburger Straße. Erst 1884 erhielt die Gasse den Namen Weinbergstraße und ab 1927 wurde die Adresse „Weinbergstraße 3“ verbindlich eingeführt.

Die Stadt wird mit Sicherheit auch aus Brandschutzgründen die Ansiedlung gefördert haben. Denn der Bauherr Nikolaus Müller übte das Handwerk eines Schmieds aus. Es entstand ein völlig frei stehendes Gebäude. Selbst die Nachbargebäude standen in großzügiger Entfernung. In der Steuerbeschreibung von 1727 liest man: „Ein von Grund auf neu erbautes Haus, liegt zwischen [Erhard] Müller[´s Haus] und Widmanns Garten.“ Zwei Generationen Müller-Kinder sind in dem Gebäude herangewachsen, bis es in fremde Hände verkauft wurde.

Im Abstand von jeweils einer Generation folgten verschiedene Familien. Alle hatten etwas gemeinsam. Es handelte sich um nachgeborenen Söhne oder Töchter, sogenannte weichende Erben, aus den der Stadt Schwandorf umliegenden Bauerndörfer. Die jeweiligen Kinder bekamen eine gewisse Summe Geld, mit der sie in der Stadt eine Familie gründen und eine Existenz aufbauten konnten. So liest man als Berufsbezeichnung: Tagelöhner und Bauerntochter aus Dachelhofen, Tagelöhner und Bauernsohn aus Oder, aus Dauching, aus der Au ... . Ab Mitte des 19. Jahrhunderts zeigte die Eisenbahn bei den Berufsbezeichnungen ihre Auswirkung. Nun erscheinen Bremser und Bauernsohn, Bahnschlosser ...

Die Steuerbeschreibung von 1790 taxiert das Anwesen als „ein gemauertes Häusl samt kleiner Hofrath“. Im Liquidationsprotokoll von 1839 wird das Gebäude beschrieben als Wohnhaus mit Stall und Keller zu 0,04 Dez, also einer Grundstücksfläche von etwa 140 m².

Ein neues Kapital in der Geschichte wurde am 21. April 1902 aufgeschlagen. Damals erwarb das Anwesen Klara Schmidbauer, Lokomotivführerswitwe aus Neunburg vorm Wald. In kurzen Abständen wurde ein Anbau erstellt, das Dach ausgebaut, ja sogar ein Laden eingerichtet. Das Gebäude wandelte sein Aussehen von einer Kleinstlandwirtschaft zu einem Geschäftshaus. Grund dieser Aktivität war, daß sich die Witwe mit dem ledigen Telegraphenarbeiter Josef Mehrl verheiratete und eine Mineralwasser- und Limonadenfabrikation gründete. Das Geschäft lief ausgezeichnet und so konnten die Ehegatten bereits 1915 ein Stück vom Klostergarten, heute Klosterstraße 13, kaufen und dann ihren Betrieb in neue, größere Räume verlagern.

1918 trennten sich die Mehrls von dem Anwesen und die Reihe der „weichenden Erben“ wurde fortgesetzt. Darunter war auch der Onkel des späteren Oberbürgermeisters Hans Kraus.

1956 erwarb das Gebäude der Malermeister Eduard Edenharter, bisher wohnhaft in der Storchengasse. Seine Schwiegertochter Alma richtete 1968 hier eine kleine Gastronomie ein. Über zwanzig Jahr lang von 1972 bis 1994 war diese dann unter dem Namen „Balkan Grill“ verpachtet. Seit 1995 wird sie als Weinstube-Creperie von Michael Edenharter wieder geführt.
 
 

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