Mögliche Partnergemeinde für die Stadt Schwandorf

Comunita Monatana L´Arco degli Aurunci

Die Comunita ist eine Verwaltungsgemeinschaft in der italienischen Provinz Frosione. Die Verwaltungsgemeinschaft wurde am 20.4.2001 gegründet und zählt etwa 12.000 Einwohner. Sie befindet sich zwischen Rom (130 km südlich) und Neapel, der Hautort und Sitz der Gemeinschaft ist in 03045 Esperia, Via Margherita 9.

1867 schlossen sich mehrere kleine Orte zur Gemeinde Esperia zusammen. Darunter war auch Rocca Guglielma, das heute zum Gemeindezentrum gehört und in einer historischen Verbindung zu Schwandorf und zu Pfalz-Neuburg steht.

Esperia liegt etwa 20 km von der Autobahn A 1 entfernt und etwa 15 km Luftlinie vom Meer. Entlang der Küste verläuft auch die Eisenbahnlinie Rom –Neapel mit einem Bahnhof jeweils in Formia oder Minturno. Die Verwaltungsgemeinschaft ist daher verkehrsmäßig gut erschlossen und von Schwandorf aus mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Die Region zeichnet sich besonders gut aus durch Wanderwege im Parco Naturale dei Monti Aurunci, der auf dem Gemeindegebiet liegt und namensgebend war. Mit kulinarischen Spezialitäten kann die Region aufwarten mit dem Rotwein Cecubo und dem Marzolina di Esperia, eine alte Schafskäsesorte.

Anmerkung zur historischen Verbindung zu Schwandorf:

1642 gehörte Schwandorf zum Herzogtum Pfalz-Neuburg. Unser damaliges Staatsoberhaupt war Wolfgang Wilhelm Herzog von Pfalz-Neuburg. Dessen Sohn und Thronfolger Herzog Philipp Wilhelm wollte die Ehe schließen. Die Auserwählte war Anna Katharina die Tochter von König Sigismund von Polen. Das Brautpaar verfügte allerdings nicht über genügend Kapital um einen standesgemäßen Haushalt zu führen. Am 4. April 1642 wurde in Warschau ein Heiratsvertrag geschlossen, den Wolfgang Wilhelm am 21.6. ratifizierte.

Die Braut sollte als Mitgift 242.333 Thaler in bar erhalten. Philipp Wilhelm gibt 24.000 Gulden sowie die gleiche Summe in Anweisung auf seine Güter im Landgericht Burglengenfeld und Schwandorf. [Die herzoglichen Güter in Schwandorf waren die Fischweiher, welche an den Pfleger von Quentel verpachtet waren und weshalb er den Titel Fischmeister auf dem Nordgau führte.] Anna Katharina brachte große Werte an Kleinodien, die im Heiratsvertrag mit weit über 300.000 Thaler eingeschätzt wurden, in die Ehe mit. Ferner erhielt Anna Katharina alle Summen im neapolitanischen Königreich, die ihr aus der Erbschaft ihrer Großmutter, Anna Bona Sforza zustanden.

Die Erbschaft von der Großmutter bestand aus den Steuern auf Seide von Kalabrien, Steuern auf Seide und Safrane von den Apruzzen, die Doganella (kleine Maut) von Apruzzo, und die Baronia Rocca Guglielma im Wert von 85.000 Dukaten und daraus jährlichen Einkünften von 4.000 Dukaten.

Nach einer glänzenden Hochzeit am 9. Juni 1642 in Warschau zog das Paar nach Neuburg an der Donau. Am 9. Oktober 1651 ist die Braut in Köln verstorben und in Düsseldorf beigesetzt worden. Im Testament war bestimmt, daß der Witwer die Güter behalten darf. So wurde die Baronie in das Herzogtum Pfalz-Neuburg einverleibt, die damals wie Schwandorf, ein Grenzort zwischen dem Königreich Neapel und dem Kirchenstaat war.

Philipp Wilhelm schloß am 3. September 1653 eine zweite Ehe mit Elisabeth der Tochter des Landgrafen Georg von Hessen-Darmstadt. Während die erste Ehe kinderlos blieb, sind aus der zweiten Ehe 18 Kinder hervorgegangen von denen 14 das Kleinkindalter überlebten.

In der Dissertation von Karl Mayr – Pfalz-Neuburg und das Königreich Neapel im 17. und 18. Jahrhundert, 1939, - wird ausführlich beschrieben, welche Rolle die Baronie Rocca Guglielma in der Erziehung und im Lebenslauf der Kinder spielen sollte.

Die Baronie erhielt einen Verwalter, der allerdings nicht seinen Sitz in der uneinnehmbaren Festung nahm, sondern in Neapel. Der Verwalter sollte in der Nähe des jeweiligen spanischen Vizekönigs sein, der wiederum das Königreich Neapel verwaltete.

Der Verwalter hatte allerlei Bestellungen vom Herzog zu erfüllen. So benötigte die Hofhaltung große Mengen von mit Plüsch gefütterten Seidenstrümpfen für die Vielzahl der Prinzen und Prinzessinen. Neben Hemden und Stickereinen kamen auch Seidenkleider für die Damen über die Alpen. Der Herzog selbst bekam neapolitanische Pferde, die damals wegen ihrer Schönheit in ganz Europa begehrt waren. Auch Kunstgegenstände kam Anstelle von Steuern nach Pfalz-Neuburg als es eine zeitlang verboten war Geld vom Königreich Neapel auszuführen.

Die Einkünfte aus der Baronie und insbesondere der Stützpunkt in Neapel sollten die Religionspolitik des Herzogs fördern. So bekamen der jeweilige Papst und die einflußreichen Beamten im Vatikan regelmäßig Wein aus der Baronie. Ziel war es für verschiedene Herzogssöhne einen Bischofsstuhl zu erreichen.

Die Kavalierstouren der Herzogssöhne führten alle nach Neapel und Rom und dauerten nicht selten über ein halbes Jahr. Bei diesen Reisen tauchen Namen auf wie Freiherr von Freyberg, Freiherr von Geldern und Graf Gise. Diese Familien spielen auch eine Rolle im Leben der Familie Quentel. Es ist daher nicht auszuschließen, daß sich der Pfleger von Schwandorf ebenfalls an so einer Kavalierstour beteiligte.

Die Baronie war gleichzeitig immer wieder Gegenstand von Tauschgeschäften. Der jeweiligen Herzog hätte Rocca Guglielma gern gegen eine Stadt am Rhein getauscht. Tatsächlich kam es 1719 zur Abtretung von Erkelenz an Pfalz-Neuburg. Die Baronie mußte allerdings erst frei gegeben werden, wenn die letzte Rate der Schulden, die das Königreich Neapel beim Herzog hatte, eingegangen ist. Die Schulden entstanden wegen der nicht oder nur zögerlich ausbezahlten Steuern. Am 19.7.1759 bestätigte Kurfürst Karl Theodor den Empfang der letzten Rate. Damit endet das über 100jährige pfalz-neuburgische Verhältnis zum Königreich Neapel.
 

Wegen dieser gemeinsamen historischen Grundlage zwischen Schwandorf und dem heutigen Esperia wäre die Begründung einer Partnerschaft durchaus wünschenswert.